März 2024 | Hallo liebe |-r Yogafan,
ein neues Frühling-Sommer-Yoga-Quartal erwartet uns. Wie schön, dass du wieder mit dabei bist!
Schon seit ein paar Tagen denke ich darüber nach, was ich dir im Frühlingsbrief gerne erzählen möchte. Grade ist in meinem Leben viel los. Vieles, was ganz banal und dennoch wichtig ist. Vieles, worüber es keine besonders philosophischen Gedanken gibt, die ich mit dir teilen könnte. Das ganz normale Leben eben. Aber - ist es denn so, dass vom “ganz normalen Leben“ keinerlei Zauber ausgeht? Keinerlei Inspiration? Keine Poesie in den kleinen, alltäglichen Dingen? Oder bin ich manchmal doch ein wenig “betriebs-blind“? So gesehen gibt es doch etwas, was ich dir gerne erzählen möchte:
Es ist schon einige Tage her, da befand ich mich wieder einmal auf einem meiner Morgenspaziergänge. Sie sind leider seltener geworden, obwohl sie mir immer so gut tun. Mein Kopf war beschäftigt mit allerlei praktischen Alltagsgedanken, während mich meine Füsse zuverlässig durch die verschlafene Landschaft trugen. Ich sah hinauf, in die noch kahlen Äste der Bäume und plötzlich ploppte ein Gefühl von Vorfreude im mir hoch. Vorfreude auf den Frühling, das Grün, die Wärme Es fühlte sich an, als ob eine kleine Tür in mir aufgesprungen wäre. Ich spürte, wie sich dieses Gefühl in meinen Körper und mein Gemüt ergoss und mir kam der schöne Ausspruch des persischen Dichters Rumi in den Sinn:
“Die Liebe, ist die Brücke zwischen Dir und allem anderen“
Tatsächlich fühlte es sich ein wenig wie Liebe an, was da floss. Liebe zu genau diesem Moment. Und sie schlug mir die Brücke zu all dem Schönen, Lebendigen um mich herum. Ich fühlte mich plötzlich viel intensiver verbunden mit allem, was mich umgab. Es war nicht jene Liebe, die ich zu anderen Menschen fühle. Diese Liebe hatte mehr “Weite“.
Ich glaube Rumi sprach hier auch nicht von der persönlichen Liebe, die zwischen den Menschen fliesst. Ich denke er meinte eine grössere und umfassendere Liebe. Vielleicht sogar die Liebe als Grundkraft, welche wirklich ALLES durchströmt.
Warum aber schreibt Rumi nicht: Die Liebe ist die Verbindung zwischen Dir und allem anderen?
Warum Brücke? Darüber begann ich an jenem Morgen nachzudenken. Meine Gedanken sind ganz sicher nicht vollständig und bestimmt auch nicht allgemein-gültig. Ich teile sie aber dennoch mit dir – du hast dazu sicher auch deine eigenen Überlegungen...
Für mich ist eine Brücke eine Art Angebot, eine Möglichkeit. Ich kann diese Brücke nutzen, oder es sein lassen.
Es können in unseren Leben ja ganz verschiedene Arten von Energien oder Gefühlen fliessen, die uns mit unserer Umgebung verbinden. Nicht alle davon sind liebevoll und dennoch können sie uns sehr stark verbinden. Wir können uns zum Beispiel in Abneigung, Empörung, Neid oder in (überzogener) Erwartung mit etwas oder jemandem verbinden. Das fühlt sich nicht gut an und doch ist es nicht so leicht damit aufhören. Wir sind dann unfreiwillig verstrickt.
Ist dir auch schon ein Umstand oder ein Mensch im Kopf herumgegeistert, an den du überhaupt nicht mehr denken wolltest, aber dennoch nicht aufhören konntest dich zu ärgern? Das meine ich damit.
Genauso können wir uns in Freude, in Offenheit und in Liebe mit Dingen oder Lebewesen verbinden. Das fühlt sich für mich sehr viel freier an. Ich persönlich denke jedenfalls viel weniger oft zwanghaft an etwas Schönes, als an etwas, was mich geärgert oder verletzt hat.
Die Frage ist also: Womit bist du in einer Art von Liebe verbunden, die sich wie eine Brücke anfühlt. Nicht gebunden oder verstrickt, sondern ganz leicht und frei? Frage dich für einmal:
WAS liebst du ? Und nicht WEN liebst du...
Da kommt bei mir sofort eine ganze Liste hervorgesprudelt: Blumen, Tiere, Frühling, Pizza, Rotwein, Musik, Meer, Sonne, Tanzen, Yoga J, Lachen, Camping, Vogelgezwitscher, Tautropfen, Jasmin-Duft...
Wie ist es bei dir?
Manchmal kommt uns das Wort LIEBE vielleicht so gross vor, fast unerreichbar. Wir denken, dass lieben schwer sein muss. Wir lesen irgendwo von einer bedingungslosen Liebe, die erstrebenswert sei, oder dass wir uns selbst oder unseren Körper ohne Einschränkung lieben sollen oder am besten noch unsere Feinde . Muss diese Latte denn wirklich so hoch gelegt werden?
Müssen wir gleich mit der Master-class beginnen? Und wenn wir die nicht schaffen, sind wir überzeugt davon, dass wir halt nicht liebesfähig sind?!
Fangen wir doch mit den einfachen Dingen an wie : Ich liebe die Berge und den Schnee . Ich liebe das Summen der Bienen und den Flug der Vögel am Himmel. Ich liebe das Geräusch des Windes in den Bäumen und jeden Atemzug der meine Lungen füllt. Ich liebe die Erde, für all die Schönheit, die sie uns schenkt und das kühle Gras unter meinen Füssen...
Und weißt du was das Tolle daran ist? In der Zeit in der du und ich lieben, ist kein Platz für Abneigung, Missmut, Gehässigkeit oder Ähnliches.
Vielleicht schaffen wir es nicht, die Liebe als Brücke zwischen uns und ALLEM anderen zu nutzen. Ziemlich sicher wird es immer Dinge, Umstände und Menschen geben, denen wir nicht mit Liebe begegnen können. Ich glaube, das ist auch ok so.
Aber wenn wir die Liebe als Brücke sehen können, dann wird uns auch wieder bewusst, dass Liebe nicht erwartet, errungen, erzwungen oder gar erkämpft werden kann. Und dass Liebesfähigkeit nicht im Aussen ihren Ursprung hat, sondern in uns. Sie ist ein Angebot, eine Brücke – und wir nutzen sie oder nicht...
Ich wünsche dir von Herzen ganz viele schöne Dinge und Lebewesen, mit denen du dich liebevoll und in Freiheit verbinden magst.
Bis ganz bald im Yoga! Ich freue mich auf unsere gemeinsamen Stunden.
Herzlichst
Claudia